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Wie ich Hunde sehe

Von Dominanz und Co und meinem heutigen Umgang mit Hunden

Wie ich Hunde sehe

Für mich sind sie unheimlich liebenswürdige, faszinierende Wesen.
Es gibt nur ganz wenige, kurze Etappen in meinem Leben, in denen ich nicht mit einem oder mehreren ihrer Art lebte. Doch rückblickend tut es mir unendlich leid, wie sehr ich sie oft missverstanden und sie in ihrer Individualität missachte habe.
Als Kind wurde mir vermittelt, dass sie zwar dazugehörten, sich aber auf Biegen und Brechen anzupassen hatten.
Schaffte das einer nicht, wurde er „abgeschafft“ und durch einen neuen, hoffentlich anpassungsfähigeren Artgenossen ersetzt.
Auch wenn kurzzeitig die Lebensumstände die Hundehaltung unbequem werden liessen, wurden sie entsorgt, bis es wieder besser ins Konzept passte, einen Hund zu halten.
Natürlich hing man damals auch mit dem Herzen dran, liebte die süßen Kameraden, aber heute behaupte ich, um es krass auszudrücken: Sie waren angeschafft worden zur Auffüllung menschlicher, emotionaler Defizite.
Es wurde oberflächlich betrachtet gut für sie gesorgt, aber von den wirklichen, hündischen art-und rassespezifischen Bedürfnissen wusste man nichts.
Aus Unwissenheit heraus behandelte man sie wie lebendiges Spielzeug, führte man sie Gassi, wenn man selber gerade Lust hatte und dachte sich nichts dabei, wenn man auch mal eine ganze Woche oder länger dazu zu unlustig war.

Welpen oder neu angeschaffte Hunde wurden von der ersten Nacht an schon alleine eingesperrt und mussten auch ohne Vorbereitungszeit die Abwesenheit von Herrchen und Frauchen in Einsamkeit durchstehen.

 

Verrichteten sie ihr Geschäft im Haus, rieb man ihnen die Nase in selbiges und einen Klaps gab’s obendrauf. Überhaupt gab’s damals noch für alles, was unerwünscht war, Klapse auf das Hinterteil und heftige Schimpfe.

Diejenigen, die an Zerstörungswut litten, das Mobiliar zerschredderten, alles klauten, was nicht Niet-und nagelfest war, unheilbar juckende Hautauschläge bekamen, dauerheulten oder bissig waren, waren halt einfach „so gestört“ und man entledigte sich solch einer „Belastung“ durch einschläfern. Schließlich waren das ja gefährliche Hunde und der Mensch musste vor solchen geschützt werden.

Keiner der Menschen um mich herum erkannte in irgendeiner Form einen Zusammenhang zwischen den Haltungsbedingungen und den Verhaltensweisen der Hunde.
Das war so, aus Ende, basta! Man meinte es nicht böse, wusste es nicht besser UND man war maßlos ignorant! Schließlich gab es so viele Hunde billig oder umsonst abzugeben und es war ein leichtes, einen „problematischen“ Hund durch einen „Problemlosen“ zu ersetzen.

Dank der unglaublich großen Anpassungsfähigkeit dieser wunderbaren Tiere, hat dann doch ein Hund aus meiner Kindheit tatsächlich so lange leben dürfen, bis er wegen Krebsgeschwülsten im höheren Alter, also jenseits der 10 Jahresgrenze, eingeschläfert werden „musste“:
Basti, ich liebe dich und du wirst immer, genau wie alle anderen in meinem Herzen und in meiner Erinnerung weiterleben. Ich danke dir und allen anderen deiner Artgenossen, dass ihr mich begleitet, gelehrt, getröstet und mir beim Überleben geholfen habt!

 

Ich kann nicht rückgängig machen, was man euch allen angetan hat, aber ich habe daraus gelernt und höre nicht auf, zum Wohl aller, die nach euch gekommen sind und vielleicht noch kommen werden, mich zu informieren, mich mit meinen Fehlern von damals und auch von heute schonungslos auseinanderzusetzen, Kritik anzunehmen und offen zu sein, für das, was jeder einzelne von ihnen durch sein Verhalten ausdrückt.
Ich bemühe mich, die Lektionen, die mich die Hunde lehren, weiter zu geben, auch wenn das bedeutet, oft als sonderbar zu gelten und ich mir dadurch nicht unbedingt nur Freunde schaffe.
Ich möchte ihnen ein ebenso aufrichtiger aufmerksamer und einfühlsamer Begleiter sein, wie sie es immer waren und weiterhin jeden Tag sind.

Hunde leben im Hier und Jetzt, tun in jedem Moment das, was sie in ihrer ureigensten Art für richtig empfinden und niemals sind sie berechnend. Sie reagieren auf das, was wir ihnen anbieten stets aufrichtig und ehrlich.
Wer das als störend empfindet, sollte keine Hunde halten…………..oder anfangen zu lernen sie zu verstehen. 

Es gibt eine Unmenge an Sachbüchern, Hundeschulen, Hundetrainern und solche, die vorgeben ähnliches zu sein. Es ist nicht leicht, daraus wirklich hilfreiche und zutreffende Fakten für sich und seinen Hund herauszufinden, aber es liegt in der Verantwortung jedes einzelnen Hundehalters, nicht müde zu werden sich mit aller Kraft und allem Verstand darum zu bemühen. 

Hunde verzeihen uns unsere Fehler, immer und immer wieder, bis sie selbst daran zerbrechen. Es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass das nicht geschieht.

Wem das zu mühsam ist, der gehe bitte in einen Spielzeugladen und kaufe für sich oder seine Kinder ein nettes, kuschelig weiches Plüschtier oder einen Tamagotschi oder auch Computerspiele…..oder kümmere sich einfühlsam und verständnisvoll um sich selbst und seine Kinder. Doch auch das kann unter Umständen etwas unbequem werden…..gg……

All denen, die bis hierher beim Lesen durchgehalten haben und sich ans Bein gepinkelt fühlen: Sorry, ist nur meine Meinung. Allen anderen, die einigermaßen nachvollziehen können, was ich meine oder zumindest bereit sind, sich ehrlich damit auseinander zu setzen:

Schön, dass es euch gibt!     Euch und euren Hunden   brauche ich nicht viel Spaß und Freude miteinander wünschen,
denn ihr werdet selbiges haben!

 

 

 

 


Von Dominanz und Co und meinem heutigen Umgang mit Hunden.

Es liegt mir fern, alles zu wiederholen, was sowieso schon vielfach in Büchern darüber geschrieben wurde, aber natürlich blieb auch ich nicht davor verschont, im Laufe meines Zusammenlebens mit vielen unterschiedlichen Hunden, Hundecharakteren und Hunden mit unterschiedlichen Vorgeschichten, vor der Notwendigkeit zu stehen, mich mit diesem Thema umfassend auseinander setzen zu müssen.

Die Flut der unterschiedlichsten Meinungen und Feststellungen darüber, noch dazu von „Fachleuten“, die sich auch nicht einig darüber sind, brachte mich eine Zeit lang ziemlich durcheinander…..und mit mir auch meine Hunde.
Man möchte alles richtig machen und nur das Beste für seinen Hund, doch was IST das Beste, wenn die versiertesten Fachleute sich nicht einmal einig sind, nein im Gegenteil, sich sogar gegenseitig vehement widersprechen?
Nach einer Phase großer Verunsicherung habe ich irgendwann viele fachlichen „Erkenntnisse“ wieder über Bord geworfen. Ich fing an, viel intensiver wahr zu nehmen, was zwischen den Hunden selber, in den unterschiedlichsten Situationen, abläuft.
Wer sollte es mir denn besser zeigen können, als die Betreffenden selbst, um die es doch eigentlich geht?
So habe ich viel Zeit damit verbracht, mir z.B. von einer Hundetrainerin, die mein Vertrauen verdient hat, während meine Hunde in ihrer Hundegruppe und auf Spaziergängen mit vielen anderen, mitliefen, erklären zu lassen, was die
unterschiedlichsten Körpersignale der Hunde bedeuten.
Plötzlich fiel es mir in vielerlei Hinsicht wie Schuppen von den Augen und ich fing an, immer mehr zu verstehen, was sie sich gegenseitig und auch mir mitzuteilen versuchen.
Faszination pur!!!

Untereinander verständigen sie sich meist mit Hilfe von so feinen Signalen, wie Blicken, veränderter Ohrenstellung, Rutenhaltung, Körperhaltung, schon ein minimales Verkürzen der Lefzen bedeutet eine wichtige Information für das Gegenüber usw.
Das Phantastische ist: Hunde, wenn sie nicht allzu sehr im Aufwachsen, während der Prägephasen, eingeschränkt und gestört wurden, verstehen das sofort und reagieren darauf ebenso subtil und unmittelbar.

Das, was ich so oft gelesen hatte und was man mir in Vereinen und von seitens diverser Hundetrainer versuchte beizubringen, nämlich ich müsse stets die „Oberhand“ behalten, den Hunden „zeigen wo der Wind hergeht“, „zeigen, wer die Hosen anhat“ mit Hilfe von „Alphawurf“, „Linds-Fahrstuhl“, "Schnauzgriff", "nie auf erhöhten Plätzen liegen lassen" und das ganze Brimborium, konnte ich nie in der Form, wie Menschen das anwenden, beobachten.

Menschen tun das den Hunden an, mit der Absicht im Hinterkopf, den Hund zu strafen, damit sie um keinen Preis der Welt ihre Führungsposition verlieren. Hunde reagieren einfach nur in jeder Situation unmittelbar so, dass sie ihr Ziel, unversehrt zu bleiben, erreichen, ohne die Absicht dahinter, den anderen z.B. einschüchtern zu WOLLEN.

Gleichzeitig jedoch verhalten sich Menschen den Hunden gegenüber aber in höchstem Maße ignorant, setzen sie Situationen aus, die in Hundeaugen totaler Blödsinn sind, weil sie gezwungen werden sich absolut hündisch unkorrekt zu verhalten, die Signale der anderen Hunde zu missachten und auch die Menschen ignorieren ihrerseits all die Signale der Hunde, mit Hilfe derer sie uns zeigen, dass sie sich in einem Konflikt befinden.
Anstatt darauf „verständig“ zu reagieren, provoziert Mensch weiter und wundert sich, wieso Wuffelchen auf einmal Menschen anknurrt, Hunde anbellt, an der Leine pöbelt, die Couch verteidigt, Ängste entwickelt und so gar nicht der unkomplizierte Begleiter ist, den man erwartet hatte.

In meinen Augen ist das Ganze ziemlich pervers.
Obwohl man den Hund auf Grund von Fehlverhaltens seitens des Menschen, der NICHT in
der Lage war, den Hund zu verstehen, dazu gebracht hat, dass sich der Hund nun so verhält, wie es ihm seine Natur vorgibt, versucht man plötzlich, „Hundesprache“ anzuwenden!
Da wird dann unterdrückt, auf den Rücken geworfen, hochgescheucht, an der Schnauze gepackt, ignoriert. Es wird sich aufgespielt, als sei man der Leitwolf (von dem man ein ziemlich unwölfisches, vermenschlichtes Bild im Kopf hat), der nun den bösen Untertan streng zurechtweisen müsse, damit wieder Friede herrsche und vor allem, damit man wieder einen Begleiter an seiner Seite hat, mit dem man nicht negativ auffällt und keine Probleme hat.

Ach ja, wenn es so einfach wäre, wieso lernen wir z.B. eine Fremdsprache in der Schule mühsam von Anfang an in kleinen Schritten ? Vokabeln pauken, Schreibweise üben, Grammatik lernen, und wieder üben, üben, üben. Es dauert Jahre intensiven Studiums, bis man sich ohne Missverständnisse zu erzeugen in der Fremdsprache unterhalten kann.
Und obwohl menschliche Sprachen für uns leichter zu erlernen sind, als artfremde Sprachen, maßen wir Menschen uns an, mit Hunden in ihrer Sprache reden zu wollen, ohne vorher ihre Vokabeln, ihre Grammatik ihre Körpersprache verstehen gelernt zu haben.

Was würdest du tun, wenn jemand Fremdes auf der Straße zu Dir kommt, Dir auf die Schulter klopft, Dir durch die Haare streicht, Dich bei der Hand packt und Dich mit sich zieht.
Du sagst „Nein, lassen sie das, ich will das nicht, kommen Sie mir nicht zu nahe.“
Der Fremde scheint taub zu sein, macht weiter und du versuchst Dich heftiger zu wehren, als nur verbal, machst Abwehrbewegungen, haust ihm auf die Finger, versuchst Dich seinem Griff zu entwinden.
Aber er macht weiter. Er ist größer und stärker als Du. 
Du versuchst, ihn zu schlagen, zu treten, zu beißen um ihn endlich endgültig loszuwerden,
weil er Dir sehr unangenehm ist. Er fühlt sich nun verletzt und prügelt Dich nieder.
Pech gehabt!
Wäre er schwächer als Du gewesen, hättest Du gewonnen.

Warum das Ganze: Du hattest das Bedürfnis, deine Intimsphäre, Individualdistanz zu wahren und er hatte das Bedürfnis, Dir näher zu kommen. Wer weiß, vielleicht stammte der Fremde aus einer Zivilisation, in der sein Verhalten als ganz normal und angebracht, sogar als freundlich gilt und deine Sprache verstand er nicht.

Im übertragenen Sinne wird das andauernd unseren Hunden angetan, und dann wundern wir uns, wieso sie irgendwann anfangen durchzudrehen und „bösartig“ zu reagieren.
Oft werden sie als „Arbeitshunde“, die auf Wettbewerben Punkte für ihre Menschen sammeln sollen dermaßen überfordert, dass sie aufhören ihr Unwohlsein zu zeigen, weil es nicht registriert wird und irgendwann verweigern sie die Zusammenarbeit.
Dann gibt’s noch mehr Druck und Strafen, denn schließlich denkt der Mensch, der Hund sei ihm die Leistung schuldig, weil er ihm ein Dach über dem Kopf; bestes Futter, Auslauf und Zuwendung gibt. Da kann man ja wohl verlangen, dass der Hund mithilft, die menschliche Profilierungssucht zu befriedigen, oder etwa nicht? Meine Meinung: Nicht um diesen Preis!

Natürlich ist es wunderbar, wenn ein Hund freudig die an ihn gestellten Aufgaben erfüllt. Aber: Freude kann man nicht erzwingen.
Sie ist das Ergebnis der verständnisvollen Zusammenarbeit, die BEIDEN Spaß macht.
Was macht mir Spaß?
Alles, was meinen Anlagen entspricht, auf positive Art gefördert wird und in mir positive Empfindungen erzeugt.
Wie und was lerne ich gerne?
Alles, was mir auf leicht verständliche und konsequente Weise, durch klare Formulierungen beigebracht wird.

Meiner Erfahrung nach ist das bei Hunden nicht anders.

Wenn man mir früher die Mathe Hefte um die Ohren schmetterte, half mir das leider nicht, Mathe besser zu verstehen, sondern im Gegenteil, das blockierte mein Mathe Verständnis noch viel mehr.
Ich hab`s gehasst!
Eigenartigerweise, als später meine Söhne Hilfe in Mathe brauchten und ich es für mich selbst deshalb für wichtig empfand, es zu verstehen, bekam ich richtig Freude dran und konnte Aufgaben verstehen, die mir früher absolut verschlossen geblieben waren.
Ich hatte einen GRUND, Mathe verstehen zu lernen und ich freute mich über jedes kleine Erfolgserlebnis.

Also, wieso probieren wir nicht auch bei unseren Hunden viel mehr, ihnen einen Grund zu geben, weshalb sie bestimmte Dinge für uns tun sollten und bringen es ihnen in kleinen Schritten bei, die ihnen Erfolgserlebnisse vermitteln, die ihnen ein gutes Gefühl vermitteln.

Klar: Eine Möglichkeit ist, sie mittels konsequenter Sanktionen davon abzuhalten, das Falsche zu machen. Schließlich ist das Ausbleiben der Strafe auch ein gutes Gefühl, wenn sie etwas richtig machen. Funktioniert auch.
Aber das einzig erfreuliche an Punkten, die auf diese Weise in Wettbewerben gesammelt werden, ist die Freude des Menschen über den Pokal oder die Auszeichnung.

Um wie viel erfreulicher ist es, wenn man zusammen mit seinem Hund schon beim Erarbeiten der gestellten Aufgaben seinen Spaß hat, der Hund sich auf die Arbeit freut, weil er sich währenddessen wohlfühlt und Lernen als erfüllende, triebbefriedigende  Aufgabe an sich begriffen hat!

Immer dann, wenn ich vor einem Problem mit meinen Hunden stehe, frage ICH mich, wo ich in der Übermittlung an meinen Hund einen Fehler mache, so dass er mich gerade nicht verstehen kann.
Wo habe ich ihn missverstanden, was habe ich übersehen, als er es mit mitgeteilt hat.
Wie kann ich die Missverständnisse zwischen uns klären.
Wo verhalte ich mich derart ungeschickt, dass mein Hund es für wertlos empfindet, meine Anweisungen zu befolgen.
Eine kleine Auszeit, ein wenig Abstand zum Problem, genaueres Wahrnehmen der Signale meiner Hunde und oft macht’s Klick in meinem Kopf und das Problem ist keines mehr.

Sie zeigen mir deutlich, wo ihre Grenzen sind, (wodurch diese auch immer entstanden sind, wie z.B. traumatische Vorerfahrungen, angeborene Anlagen, erworbene Verhaltensweisen usw.) und ich halte es für wichtig, diese auch zu respektieren. Im Gegenzug dafür schenken mir meine Hunde ihren Anlagen und Fähigkeiten entsprechend eine unendliche Bereitschaft, es mir recht zu machen.

Hab ich schon erwähnt, wie sehr ich sie liebe, genauso, wie sie sind?