Pferde.......schwärm.......sind sie nicht faszinierende, wundervolle Wesen?

Ist es nicht ein gigantisch tolles Gefühl, auf dem Rücken eines so starken, mächtigen Tieres zu sitzen, seinen lebendigen Rhythmus zu spüren und von dieser Position aus die Natur zu erleben?

Ich empfinde es so.
Doch ich empfinde noch viel mehr dabei:
Ich bin meinem jetzigen Pferd Robin (und allen anderen Pferden, die mich dies erleben ließen), unendlich dankbar dafür.
Dankbar für das Vertrauen, das er mir entgegenbrachte - mit mir auf dem Rücken, die Wege einzuschlagen, die ich gehen mochte, die Gangart einzunehmen, die ich reiten mochte und dabei Situationen mit mir meisterte, die ihm unheimlich waren, Angst einjagten, er sich jedoch trotzdem dabei auf mich verliess.

Ich meinerseits schenke ihm ebenfalls mein Vertrauen.
Ich vertraue darauf, dass er nie seine Körperkraft einsetzt, um mich loszuwerden. Denn es wäre ein Leichtes, nicht nur für ihn, sondern für jedes Pferd, sich dem Menschen zu widersetzen und ihn sogar zu vernichten.

Wie oft habe ich schon den Spruch gehört:
"Gott sei Dank wissen sie nicht, wie stark sie sind, denn sonst könnten wir das alles nicht mit ihnen machen!"
Ich habe schon Pferde erlebt, die sich durchaus ihrer Kraft und Macht bewußt waren und sie auch anwendeten. Diese Pferde nannte man "Verbrecher".

Der Mensch hat sich Vieles einfallen lassen und erfunden, um die Macht und Kraft der Pferde "im Zaum" zu halten, zu "beherrschen" und für sich zu "benutzen".
Angefangen bei den Mundstücken, von Wassertrensen bis hin zu dünnen Drähten und anderen Versionen der Gebisse, die der Mensch entwickelt hat, um das Pferd kontrollieren zu können. Je nach "Bedarf", ist auch für "Problemfälle" meist etwas Wirksames zu finden.
Dazu Sporen, verschiedenste Hilfszügel um den  Kopf in eine Position zu bringen, damit sich das Pferd den "Hilfen" nicht vollständig entziehen kann.
Zum Führen gibst  ebenfalls Hilfsmittel, die es den Pferden verleiden, sich zu widersetzen. Vom Strick, der über die Nase gefädelt wird, bis hin zur Kette durchs Maul - mit irgendeinem Hilfsutensil gelingt es meist sogar "schwierige Exemplare" handführig hinzubiegen.

Ich möchte an dieser Stelle klarstellen, dass ich hier nicht vom Einsatz der Hilfsmittel spreche, die von wirklich versierten Könnern eingesetzt werden, um zB die Ausbildung der Pferde zu verfeinern. In den richtigen Händen, richtig eingesetzt können manche Hilfsmittel dem Wohl der Tiere dienen, wie zB. der Verfeinerung der Hilfen zum Aufbau einer gesunden, tragfähigen Körperhaltung der Pferde, damit sie ohne Schaden zu nehmen, unser Gewicht tragen können.

Wovon ich hier spreche ist, der Einsatz von Hilfsmitteln bei Pferden, die von Menschenhand versaut wurden. Ja -  versaut!
Durchgeher, Steiger, Buckler, Menschen umrennende Pferde, angreifende Pferde, Ausschlagende Pferde, beißende Pferde, sich losreißende Pferde, usw. Die Liste läßt sich beliebig fortsetzen.
Keines der Tiere kam als Fohlen mit dem Gedanken im Kopf zur Welt:
"Ich werde mich den Menschen widersetzen."

Jede einzelne dieser Verhaltensweisen wendet ein Pferd dann an, wenn es dies für nötig empfindet, um für seine eigene Sicherheit, das eigene Überleben zu sorgen.
Ein Pferd lebt stets im "Hier und Jetzt", in diesem einzigen Augenblick und es kann nur das tun, was ihm als pferdiges Wesen angeboren wurde oder es im Laufe seines Lebens erlernt hat.
Ein Pferd ist ein Pferd....und nur ein Pferd - Es kann nur als solches handeln, reagieren und sich ausdrücken.
Es liegt in der Hand jedes einzelnen Menschen, der mit ihm umgeht, ihm zu zeigen, dass es nicht nötig hat, sich zu widersetzen.

Doch viele Menschen sehen das anders als ich.
Sie zeigen den Pferden mit Hilfe von Gewalt und Hilfsmitteln, dass sie sich nicht derart verhalten DÜRFEN.
Viele Pferde unterwerfen sich dieser Art und Weise und werden so zum "Funktionieren" gebracht.
Der Mensch nutzt dabei das natürliche Bedürfnis des Pferdes aus, dem es angeboren ist, einem Anführer zu folgen, weil dieser für seine Sicherheit sorgt.
Manche Pferde jedoch unterwerfen sich nicht dieser zwanghaften Umgangsform.
Sie werden zum Teil regelrecht "bösartig" und gefährlich. 

Wollen sie keinen Führer, sind sie nicht "normal"????
Ich behaupte: Auch diese Pferde suchen vehement, beharrlich und intensiv nach ihrem Führer. Sie haben oft eine starke Persönlichkeit oder sie sind durch Vorerfahrungen massiv verunsichert und lassen sich nur von starken Persönlichkeiten "an-führen". Finden sie keinen geeigneten Anführer, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als selbst anzuführen, und das tun sie mit all ihrer körperlichen und mentalen Kraft, mit 100% Einsatz.

Pferde sind keine dummen Wesen.
Sie lernen ständig, in jedem Moment, welches Verhalten sie zum Erfolg führt.
Ihr Ziel ist, sich sicher, geborgen und wohl zu fühlen.
Das tun sie dann, wenn sie für ihre Verhaltensweisen faire "Feed-backs" erhalten, so wie in einem natürlich gewachsenen Verband von Pferden, einer Herde, die in der Natur aus den Leittieren und den Nachkommen besteht.
Untereinander verständigen sie sich mittels subtiler Signale, ihrer Körpersprache.

Wie oft höre ich Menschen, die ihre Tiere mittels Schlägen, festen Rucken am Halfter und Gebiss erziehen, sagen:
"So gehen die doch auch miteinander um! Da krachst oft gewaltig und dann wird pariert! Diese Sprache verstehen sie. So sprechen die doch auch miteinander!"

Boahhh ey, da stellen sich mir alle Haare hoch und ich könnte mich......übergeben...sorry.
Haben die Leute denn keine Augen im Kopf?????
Bitte, bitte, setzt Euch so oft es geht an die Weide und achtet einmal darauf, was einem sichtbar und scheinbar gewalttätigen Konflikt zwischen zwei Pferden, vorausgegangen ist.
Achtet auf die Ohren der Pferde, die angelegt werden, auf die Nüstern, die sie kräuseln, auf die Zähne, die sie blosslegen, auf das energische Stampfen mit den Hufen, auf das ärgerliche Schweifschlagen, auf den deutlichen Schritt rückwärts mit drohend gehobenem Huf, auf ein deutliches Kopf zuwenden mit drohendem Blick.......und noch unendlich Vieles mehr.
Im Aufwachsen unter Artgenossen lernen die Jungpferde diese Signale zu deuten, anzuwenden und angemessen darauf zu reagieren. DAS ist "fairer Umgang" unter Pferden.

Doch viele Menschen stellen sich hin, putzen zB das Pferd - es hampelt rum - Mensch ist genervt und klatscht ihm eins in den Bauch...oder schlägt ihm den Führstrick über den Kopf...tritt es in den Bauch usw., nachdem er es vorher zugetextet und wahrscheinlich ärgerlich angebrüllt hat.
Ist das fair?
Wo hat der Mensch dem Pferd die Signale mit den Ohren, den Nüstern, seinem Schweif und der ganzen Körperhaltung gegeben, die unter Pferden einer so heftigen Reaktion vorausgegangen wären?
HAHA, kann Mensch gar nicht machen, kann seine Ohren nicht anlegen, hat keinen Schweif und Nüsternkräuseln geht wohl auch schlecht.

Ja, und was macht man dann, damit die Pferde begreifen, was wir von ihnen wollen?

Ganz einfach:
Wir bringen es ihnen bei!
Ja, Pferde sind sehr lernfähig und reagieren auf feinste Impulse, wenn wir ihnen die Chance dazu geben.
Ebenso müssen wir Menschen auch lernen IHRE feinen Impulse wahrzunehmen, denn die senden sie ständig an uns......
......Doch genau hier findet so oft fast ununterbrochen eine einspurige Kommunikation statt.
Die Pferde sprechen mit uns - wir Menschen nehmen es nicht wahr, können nicht "lesen", was sie uns mitteilen und demzufolge bleibt den Pferden gar nichts anderes übrig, als auf pferdische Art zu reagieren und UNS zurechtzuweisen, weil wir uns derart unsozial verhalten und ihnen nicht die richtigen Feed-backs geben.

Aus Pferdesicht verhalten wir uns teilweise verdammt "Herden-gefährdend".
In der freien Natur würde ein so "verständnisloses, assoziales Verhalten" eines Pferdes, wie wir Menschen es Pferden gegenüber zeigen, zum Ausschluß aus der Herde führen und wir wären dem Tode geweiht. Ansonsten würden wir die Sicherheit der gesamten Herde gefährden.

Wenn wir uns darauf einlassen, können wir mit der Zeit erkennen und verstehen, wie sich ein "glaubhafter" Anführer für ein Pferd zu verhalten hat.
Er brüllt nicht rum, sorgt unter anderem dafür, dass seine Herdenmitglieder vor Gefahren geschützt werden, indem er aufmerksam die Gegend im Auge behält und zielsicher den Weg bestimmt.
Dabei kommuniziert er klar und deutlich mit den anderen Pferden, die ihm vertrauen, ohne sie anzubrüllen oder aus nichtigen Gründen wild um sich zu schlagen.

Leittiere werden zu Leittieren auf Grund ihrer besonderen Qualitäten, die sie im Laufe des Lebens entwickeln und immer mehr verfeinern. Natürlich tragen sie auch in den Genen gewisse Voraussetzungen dazu in sich.
Wie können manche Menschen es sich anmassen, von Pferden innerhalb kürzester Zeit, manchmal von heute auf morgen zu verlangen, dass sie  als absolute "Chefs" anerkannt werden, ohne ihnen auch nur einen Funken der Qualitäten bewiesen zu haben, die ein Leittier mit sich bringt?

Manche Menschen strahlen ein großes Maß an natürlicher Autorität aus und werden sehr schnell als Anführer anerkannt. Das sind  Menschen, die sich im Laufe ihres Lebens zu starken, AUTHENTISCHEN Persönlichkeiten entwickelt haben UND die sich ein großes Wissen über das Wesen der Pferde, die damit zusammenhängenden Verhaltensweisen und ihre Körpersprache angeeignet haben.

Von Nichts kommt Nichts.

Wer jedoch bereit ist, sich auf seinen eigenen Entwicklungsprozess einzulassen, wer lernen will, sich Fehler eingestehen kann und mit Leidenschaft anfängt Pferde "wahrzunehmen", dem  liegt der Weg zum Pferd vor den Füssen.
Schritt für Schritt kann er zum Leittier für sein Pferd werden, das ihm im Gegenzug dafür sein vollstes Vertrauen schenken wird.
Doch ohne Mühen, Geduld, selbstkritischer Eigenreflexion, Bereitschaft umzudenken, sich auf neue Blickwinkel einzulassen, geht es nicht.
Es ist ein Geben und Nehmen.
Sich dem Wesen der Pferde hingeben - und ein respektvolles, vertrauensvolles Miteinander annehmen.

Allen, denen es ein Bedürfnis ist, diesen Weg zu beschreiten wünsche ich gute Lehrmeister und viel Erfolg!
Die besten Lehrer waren für mich die Pferde, denen ich in Dankbarkeit diesen Text widmen möchte!
Fascetta, Hansi, Samy, Kimba, Sunnyboy,Robin und noch viele mehr!

Danke!


Das finde ich lesenswert und spiegelt in etwa meine eigenen Erfahrungen wieder:

http://meinpferdetraum.de/meinPferdetraum/seite301.php

http://www.pferdewissen.ch/dominanz.html

http://www.eponasdream.de/3_2.html