Fütterung - Ein grundlegend wichtiges Thema für jeden, der Pferde hält.

 

Egal ob für Pferdebesitzer oder Betreiber von Pferdepensionen.
Jeder, der die Verantwortung für die Gesundheit und das Wohlbefinden eines Pferdes angenommen hat, sollte dieses Thema nicht auf die leichte Schulter nehmen.
 
Um Pferde gesund zu füttern genügt es nicht, sich nach pauschalem, rudimentärem Halbwissen zu richten.
Ein Pferd frißt Heu, Heulage, Stroh, einige Getreidesorten, Gras und Obst, Kräuter und Mineralfutter. Giftpflanzen, die man vermeiden sollte, gibts auch.
Das ist zu wenig!......wenn man der Verantwortung gerecht werden will, ein Pferd sein Pferdeleben lang gesund und leistungsfähig zu erhalten.
 
Viele Folgeschäden mangelhafter und unsachgemäßer Fütterung werden erst nach jahrelanger falscher Fütterung sichtbar und sind dann meist irreparabel und nicht mehr auszugleichen.
Beispielsweise kann Mangelernährung im Fohlenalter zu dauerhaften Schwächen und auch Fehlbildungen am Bewegungsaparat führen, die häufig erst beim Anreiten bemerkt werden. Lungenschäden werden oft über Jahre hinweg durch Verfütterung qualitativ minderwertigen Heus verursacht, weil viel zu wenig Augenmerk auf Staub-und Schimmelbildung gelegt wird. Auch Darmschäden und Magenprobleme sind häufige Folgen von Verfütterung falscher, verdorbener, verunreinigter, mit Giftpflanzen kontamitierter, oder auch zu wenig durchdachter Futterrationen.
 
Ebenso schädlich kann sich dauerhafte Überfütterung auswirken und ein Pferd letztendlich krank und sogar unnutzbar werden lassen.
Jeder, der mit überernährten oder auch mageren Pferden zu tun hat, aber auch jeder, der für die Zuteilung, Zusammensetzung und Beschaffung des Pferdefutters verantwortlich ist, sollte sich zum Beispiel über das Metabolisches_Syndrom und das Cushing Syndrom informieren.
Hufrehe ist nur EIN mögliches Symptom dafür, dass irgendetwas am Stoffwechsel nicht mehr stimmt!!!!!
 
Ein weiteres Problem kann bei der Fütterung in Gruppenhaltung von nicht homogenen Gruppen auftreten, wenn der Energiebedarf der Gruppenmitglieder rassebedingt und auch individuell zu unterschiedlich ist.
Unter denselben Bedingungen, unter denen verschiedene Rassen, wie zB Haflinger schnell zur Verfettung neigen, kann es trotzdem vorkommen, dass hochblütige Pferdetypen unter Mangelernährung leiden.
Um jedoch jedem Pferd, die für ihn gesunde und optimale Futtermenge in der passenden Zusammensetzung zukommen zu lassen, bedarf es eines wohldurchdachten Haltungs-und Fütterungsmanagements.
 
 
Was sollte man beachten?
 
Ein mit Idealgewicht 400kg schweres Pferd/Pony hat beispielsweise in der Regel einen Erhaltungsbedarf von ugf. 54MJ mit einem Bedarf an 268g Eiweiß. Island-und Fijordpferde benötigen meist bis zu 20% weniger Futter, manche noch weniger.
 
Bei einem 600kg schweren Großpferd, zB Warmblut liegt der Erhaltungsbedarf schon bei 74MJ  (Bedarf an 363gr Eiweiß)!!!!!!
Darüber hinaus muß man bedenken, dass zB ein 450kg schweres Fijordpferd nicht so viel Futter haben darf, wie zB ein Araber deselben Gewichts, oder dass ein Warmblut von 600kg viel mehr braucht, als ein Kaltblut desselben Gewichts, da der Grundumsatz jeweils ein ganz anderer ist.
 
Wie bei Menschen, gibts auch unter Pferden bessere und schlechtere Futterverwerter.
Kennen Sie das???
Ihre Kollegin kann sich Pizza XL reinstopfen, soviel sie will, ohne dabei dicker zu werden...........und Sie selber knabbern an einer Pizzamargarita, Kleinformat, und schon wird Ihre Hüfte runder?????
 
Genauso gehts vielen Pferden.
Wo der eine Hafi schon vom Stroh fett wird, kann der andere unter Umständen anständig Heu fressen, ohne zur Tonne zu mutieren.
Wie bei Menschen, gibt es auch bei Pferden solche, die bei Streß abnehmen und wiederum andere, die sich zu regelrechten Frustfressern entwickeln und mit ständigem Übergewicht kämpfen.
 
Natürlich ist es ganz schwierig, wirklich JEDES Pferd gesund und optimal zu füttern, jedoch sollte das das Ziel eines jeden Verantwortlichen sein, schließlich ist ihm ein Tier anvertraut, das voll und ganz auf ihn angewiesen und ihm praktisch auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist.
 
Für Pferdebesitzer bedeutet das, sich zu informieren und das eigene Pferd richtig einschätzen zu lernen.
Für Stallbetreiber bedeutet es, sich genau zu informieren und die Pferde mit Bedacht auszusuchen, denen sie in der Haltung und Fütterung auch gerecht werden können, denn was für das Eine ideal sein kann, könnte unter Umständen für ein Anderes sehr ungünstig bis gesundheitsgefährdend werden.
 

Obwohl alle der Gattung "Pferd" angehören: Zwischen den einzelnen Rassen gibt es wichtige Unterschiede in den Grundbedürfnissen zu beachten.
Vollblüter mit Haflingern, Jungspunde mit Pferdeopis und- omis, oder Kaltblüter mit Warmblütern zu vergleichen ist in etwa dasselbe wie Äpfel mit Birnen zu vergleichen.
Dementsprechend versteht sich eigentlich logischerweise von selbst, dass auf das einzelne Individuum speziell geachtet werden muß.
 
Vielerorts wird zB an Rauhfutter gespart und dafür umsomehr Getreide verfüttert, da Getreide leichter zu beschaffen, zu lagern und auch oft kostengünstiger zu beschaffen ist. Das Verfüttern von Getreide dauert auch nicht so lange, da 1kg Hafer in vielleicht 10 Minuten, dagegen 1kg Heu in etwa 40 Minuten bis einer Stunde aufgefressen sind.
Dass die Nährstoffzusammensetzung bei zuviel Getreide und zu wenig Rauhfutter viele gesundheitsschädliche Folgen haben kann, das interessiert nur den, der letztendlich später einmal die Tierarztkosten zu zahlen hat.....und das ist der Pferdebesitzer!
 
Für den Stallbetreiber muß sich in erster Linie nicht nur der Betrieb tragen. Die Einstellkosten sollen die Kosten der Anlage decken und darüber hinaus auch einen Gewinn abwerfen.
Dass dies oft zu Lasten des Wohles der Pferde geht, habe ich in über 30 Jahren leider zu oft auf überbelegten Anlagen erlebt.
Deshalb weise ich auf Grund vieler eigener Erfahrungen darauf hin, dass man mit vernünftigem Management und umfassendem Wissen sowohl als Pferdebesitzer, sowie als Stallbetreiber viele Möglichkeiten hat, für jedes einzelne Pferd gesundheitsfördernde Lösungen zu finden.
 
 
Betrachten wir vereinfacht, was so drin ist, in den elementaren Grundnahrungsmitteln, die wir die Pferde fressen lassen:
 
In 1kg GUTEM Heu stecken ugf. 8MJ mit 47-54gr Eiweiß.
 
Zu Beginn der Blüte enthält 1kg Gras ugf. 2,1MJ und 20-30gr Eiweiß. Die Gras-inhaltswerte schwanken je nach Wetter, Jahreszeit, Sorte, Boden.
 
Ungefähr 15kg Gras ersetzen 2,5kg Heu!
So kann man sich ein wenig besser vorstellen, wieviel Gras oder Heu ein Pferd zu sich nehmen darf und muß, um sich davon ausreichend zu ernähren.
 
1kg Hafer enthält 11,5 MJ bei 85gr Eiweiß.
 
1kg gutes Futterstroh enthält 5-6MJ und 9-15gr Eiweiß.
Allerdings ist die Gefahr von Verstopfungskoliken bei Überfressen mit Stroh groß, deshalb sollten nicht mehr als 0,5kg Stroh pro 100kg Pferdegewicht verfüttert werden.

Oben genanntes Reitpony oder Kleinpferd mit 400kg Lebendgewicht bräuchte dann grob gerechnet gut 7kg Heu oder 27 kg Gras zu Beginn der Blüte. Damit wäre der Energiebedarf ohne Arbeit gedeckt.
 
Der Warmblüter mit 600kg Lebendgewicht müsste mindestens 9kg Heu fressen oder auch 37 kg Gras um seinen Erhaltungsbedarf zu decken.
 
Haben Sie sich schon einmal mit einem festen Arm voll Heu auf die Waage gestellt, um festzustellen, wie schwer oder leicht Heu tatsächlich ist, oder auch dasselbe mit Gras?
Manch einer war darüber sehr erstaunt und stellte fest, dass er sich gehörig verschätzt hatte!!!! Also, ausprobieren und nicht darauf verlassen, dass der Verkäufer ein Ballengewicht von 10kg oder Rundballengewicht von 300kg angegeben hat!
 
Schwerfuttrige Rassen, wie zB. Vollblüter, Araber, quirlige und nervenschwache Warmblüter wären angesichts der Fresszeit von 40 Minuten bis einer Stunde, mit Heufütterung ad libidum bestens bedient, wohingegen leichtfuttrige Rassen wie Robustrassen aus dem Norden, Kaltblüter und nervenstarke Rassen, wie zB Quaterhorses,  bei Gras- und Heufütterung ad libidum Übergewichtsprobleme entwickeln und auf Dauer gesehen potentielle Kandidaten für das metabolische Syndrom werden.
 
Trotzdem werden landauf, landab Pferdegruppen zusammengestellt, die aus Mitgliedern schwerfuttriger und leichtfuttriger Rassen gleichzeitig bestehen. Probleme sind damit unweigerlich vorprogrammiert. Entweder verfetten die Leichtfuttrigen oder man hält die Gruppe knapp im Futter, so dass wiederum die Schwerfuttrigen höchstens den Grunderhaltungsbedarf decken können und nie ausreichend auf die Rippen kriegen, was dauerhaft zu diversen Mangelerscheinungen und Schwächung des Immunsystems führen wird.

 
Woran erkennt man äußerlich den Ernährungszustand eines Pferdes?
 
Bei einem gut genährten Pferd spürt man die Rippen bei leichtem Druck.
Hüftknochen und Wirbelsäule stehen weder kantig hervor, noch sind sie mit zu viel Fleisch kugelrund umpolstert oder die Wirbelsäule in einer Rinne eingebettet. Wobei bei bestimmten Rassen, wie zB Kaltblütern, eine gespaltene Kruppe durchaus normal sein kann.
Man kann auch gut erkennen ob ein Pferd zu vollgefressen und aufgebläht, oder aber auch zu leer und unzureichend gefüllt ist, wenn man  den Bereich vor und unterhalb des Hüfthöckers und die Flanken genauer betrachtet. Dort sieht man die "Hungergrube" die bei einem stabil gut genährten Pferd nicht auftritt.
Die Flanken sollen nicht eingefallen, aber auch nicht deutlich nach außen gewölbt sein.
Außerdem zeigt der Blick auf die Hinterhand, von hinten besehen, ob der Ernährungszustand ausreichend ist oder die Muskulatur an der Hinterhand, an einer Art senkrecht verlaufenden "Magerrinne" zwischen zwei Muskeln erkennbar, durch Mangelzustände abgebaut wird. Wobei auch akuter Bewegungsmangel einen Mangelzustand bedeutet und immer das Gesamtbild und die Umstände betrachtet werden müssen.
Das Haarkleid ist weder stumpf noch unnatürlich verfärbt, hat keine kahlen Stellen (abgesehen von Biß oder Schlagwunden, die jedoch auch nicht grundlos entstehen) und ist frei von Parasiten.
 
 
 
Was könnte man tun?
 
Bei Pferdehaltung in Boxen ist es einfach, jedem einzelnen Pferd, mit dem nötigen Wissen, eine individuelle und gesunde Ration, verteilt auf mindestens drei Portionen am Tag, zukommen zu lassen, wobei die größte Portion Abends gereicht werden muß, damit die Fresspause auch nachts nicht zu lange dauert.
 
Die Fresspausen sollten 4-6 Stunden nicht überschreiten, da der Pferdemagen, anders als bei uns Menschen, ständig Magensäure produziert, was den leeren Magen angreift, und zu Magenschleimhautentzündung und Geschwüren führen kann.
 
In einer Pferdegruppe, die nach Rassen, bzw. spezifischem Grundbedarf homogen zusammengestellt wurde, werden sich kaum größere Probleme ergeben, die nicht mit ein wenig persönlichem Aufwand ausgeglichen werden könnten, wie zB. vereinzeltes Zufüttern von Mineralfutter, Heucobs oder auch etwas Getreide, wenn eine Leistungssteigerung erforderlich ist oder reconvaleszente und alte Tiere dabei stehen.
Im Normalfall werden zB. Haflinger, Norweger und andere Reitponys nordischer Rassen in etwa dieselben Bedingungen brauchen, um bei guter Gesundheit leistungsfähig zu bleiben.
 
Hat man jedoch Pferde in Offenstall oder Auslaufhaltung bei gemeinsamer Fütterung, mit allzu unterschiedlichem Grundbedarf in einer Gruppe beisammenstehen, muß man Möglichkeiten finden, wie man eine Verfettung der Leichtfuttrigen einerseits und eine Mangelernährung der schwerfuttrigen Exemplare auf der anderen Seite verhindern kann.
Am sinnvollsten wäre es natürlich, die Gruppe aufzuteilen, was jedoch meist an den Örtlichkeiten, wie Platzmangel, zu wenig Unterstände usw. scheitert.
 
Deshalb muss sich der Mensch, der Pferde in Gefangenschaft halten will darüber im klaren sein:
ER hat zu regeln, dass jedes Pferd wohlgenährt wird und muß dementsprechende Bedingungen schaffen.
 
Natürliche, artgerechte Bedingungen bedeuten nicht, dass man Pferde zusammensperrt und ihnen überlässt, wer sich in täglichen Rangkämpfen genug und wer zu wenig Futter erkämpfen kann.
Oberflächlich betrachtet scheint für den Menschen ein solches Zusammenleben der von ihm zusammengesperrten Pferde in Ordnung zu sein. Schließlich frisst jeder mal und dicke, wie auch dünne Pferde gibt es allerorts zu sehen. Bei genauer Betrachtung und unter Berücksichtigung der einzelnen Faktoren, die wissenschaftlich erwiesen und für ein echtes, artgerechtes Pferdeleben erforderlich sind, fallen in den meisten Ställen Begebenheiten ins Auge, die sich alles andere als positiv auf das einzelne Pferd auswirken können.
 
In der Natur finden alle einzelnen Herdenmitglieder stets dieselben natürlichen Bedingungen vor.
Herrscht Futtermangel, dann erstreckt sich dies auf ein weiträumiges Gebiet auf dem jedes einzelne Herdenmitglied genug Platz hat ungestört nach spärlichem Futter zu suchen.
Das betrifft die Ranghohen ebenso wie die Rangniedrigen und nur in diesen Notzeiten kommt es in der Natur unter Umständen zu deutlichen Auseinandersetzungen um Ressourcen.
Diese beschränken sich jedoch auf ein Vertreiben aus der Intimzone und der Rangniedrige kann ein paar Meter abseits sofort ungestört weiter am mageren Bewuchs knabbern.
Der Rangniedrige erwischt nicht weniger oder schlechtere Nährstoffe als der Ranghohe und in der Natur gibt es selten derart große Unterschiede in der körperlichen Verfassung einzelner Gruppenmitglieder, wie wir Menschen es in unserer Pferdehaltung verursachen. In Notzeiten sind sie alle etwas magerer und in guten Zeiten alle wohlgenährt.
Nur Eindringlinge, Individuen die nicht dem Familienverband angehören, werden anfangs vehement vertrieben, finden jedoch selbst in ihrem Außenseiterdasein in etwa dieselben Futterzustände vor, wie die geschlossene Herde.
 
Täglich widerkehrende und anhaltende Rangstreitigkeiten um die vom Menschen mangelhaft zur Verfügung gestellte Ressourcen sind kein natürliches Verhalten!
Das sind durch  Aufzucht- und Haltungsfehler bedingte,  hausgemachte Verhaltensprobleme! Leider wird dies zu wenig berücksichtigt.
 
Möglicherweise aus dem Grund, dass die meisten Menschen, die mit Pferden zu tun haben, es bisher nur mit ebensolchen Pferden zu tun hatten, die sich in Gefangenschaft diese Verhaltensweisen angeeignet haben.
Ein leider immer noch verschwinden geringer Anteil an "Pferdemenschen" hatte die Möglichkeit, Pferde unter natürlichen Bedingungen zu beobachten und nimmt sich auch nicht die Zeit, Fachliteratur diesbezüglich zu studieren, in der sehr klar und deutlich, auf Grund genauester Beobachtungen und Forschungen dargestellt wird, wie sich Pferde tatsächlich in der Natur verhalten.
 
Doch der Trend geht erfreulicherweise in die Richtung größeren Interesses für alles rund ums Pferd, so dass das Pferd nicht mehr nur als benutzbares Sportgerät, sondern mehr und mehr als lebendiges, individuelles, lernfähiges Säugetier mit einem erstaunlich hoch entwickelten Sozialverhalten betrachtet wird, das es verdient hat, pferdegerecht behandelt und untergebracht zu werden.
 
 
Es gibt verschiedene Kompromißlösungen, damit jedes Tier in nicht-homogenen Gruppen weitestgehend gesund gefüttert werden kann.
 
- Man reicht auf magerer, abgefressener Wiese mehrmals täglich portionierte Rauhfuttermengen, auf mindestens sovielen Futterplätzen, wie Anzahl Gruppenmitglieder plus ein zusätzlicher Futterplatz, damit jedes einzelne Pferd, auch ein Außenseiter, gleichzeitig mit den anderen fressen und nicht von den ranghöheren, meist zu wohlgenährten Tieren, an der ungestörten Futteraufnahme gehindert werden kann.
 
Dabei ist unbedingt zu beachten, dass dauerhaftes Fressen auf zu kahl gefressenem Boden durch vermehrte Aufnahme von Erdreich, das die Pferde mitfressen, wenn sie bis auf die Wurzeln knabbern, lebensgefährliche Sandkoliken verursachen kann.
Dies betrifft sowohl die wohlgenährten, als auch die zu mageren, hungrigen Pferde, da auch die gutgenährten Pferde ihrem angeborenen Freßtrieb auf den kahlen Weiden folgen. Das Kaubedürfniss haben sie alle und jedes Pferd versucht dies im Rahmen des genetisch bedingten "Freßzwanges", nach Möglichkeit 15-18 Stunden am Tag lang zu befriedigen.
 
- Oder man könnte auch die schwerfuttrigen Tiere regelmäßig in einen separat abgesperrten Teil bringen um ihnen stundenweise die Möglichkeit zu bieten, ohne Einschränkungen durch Heunetze möglichst viel Heu aufzunehmen oder aber auch eine gut bewachsene Weide abzufressen, zB in den frühen Morgenstunden und den Abendstunden für je mindestens zwei Stunden, während die Leichtfuttrigen eine begrenzte Menge zur Verfügung gestellt bekommen.
Die restliche Zeit könnte die gesamte Gruppe miteinander weiterhin portioniert, auf ausreichend Fressplätzen, gemeinsam gefüttert werden.
 
- Eine andere Möglichkeit sind Fresskörbe, also Freßbremsen für die Leichtfuttrigen, während Heu und/oder Gras ad libidum angeboten wird.
Wichtig auch hierbei, dass ausreichend Fressplätze zur Verfügung stehen, da sich die Freßzeit der "fressgebremsten" Tiere durch die Einschränkung der Futteraufnahme erheblich verlängert und sie versuchen werden, die Freßplätze solange zu besetzen, bis sie satt und befriedigt sind. Denn sonst bestimmen die Ranghohen die Fresszeit und Futtermenge der Rangniedrigen, was einen absolut unnatürlicher Zustand für Pferde bedeutet.
 
Nicht die Pferde brauchen diesen täglichen Rangordnungskampf um Ressourcen, sondern der Mensch zwingt sie dazu, sich täglich aufs neue gegenseitig in Rangstreitigkeiten um Futter oder auch geschützte Ruheplätze zu streiten.
Was Pferde brauchen ist das Leben in einer harmonischen, geregelten und fest strukturierten Gruppe, in der jedes einzelne seinen genau definierten Platz in der Rangordnung findet, auf dem es Schutz, Geborgenheit und Sicherheit findet. In der Natur ist diese Ordnung sehr stabil und wird nur in Ausnahmesituationen körperlich ausgekämpft, wenn zB ein neuer Hengst die Gruppe übernehmen will. Tagtägliche Streitereien und dauerhaftes Außenseiterleben kommen unter natürlichen Bedingungen innerhalb einer Gruppe nicht vor. Beobachtet man Pferdegruppen von 4-10 Mitgliedern, die nicht ständig wechseln, über mehrere Jahre in Gefangenschaft, kann man große Unterschiede im Verhalten zueinander erkennen.
Umso harmonischer und friedlicher sich die Tiere in Situationen an den Ressourcenquellen benehmen, umso besser hat es der Mensch geschafft, für die Pferde die notwendigen, pferdegerechten Umstände bereit zu stellen. Es ist eine wahre Freude zu erleben, wie positiv und auch freundschaftlich sie zusammenleben können, wenn sie rundum gut versorgt sind.
 
Tagsüber im Sommer, wenn die Hitze und Insekten die Pferde in die Unterstände treiben, kann man getrost die Freßkörbe für einige Stunden abnehmen, weil in diesen Zeiten weit weniger Futter aufgenommen wird, als in den kühlen Abend und Morgenstunden und in der Nacht. So können die "Dicken" auch bei der Hitze besser durchatmen.
Tragen sie die Fressbremsen nur tagsüber und nicht nachts, werden sie kaum am Überfressen gehindert, weil sie ihren Appetit getrost in der kühlen Tages, bzw. Nachtphase mehr als ausreichend stillen können.
 
Hier ist die Kreativität, das Wissen um Zusammenhänge, der Wille und die Bereitschaft der Personen, die mit den Pferden zu tun haben gefragt, um für jedes Tier aus gegebenen Umständen das Beste herauszuholen.
 
 
Versucht man Pferde zum Abspecken zu bewegen, sind weitere Faktoren zu beachten:
 
- Hungrige Pferde fressen meist auch ungesunde Dinge, die sie normalerweise instinktiv stehenlassen, wie zB Hahnenfuß, Farne, Eicheln und Kastanien und andere toxische Pflanzen. Was in geringen Mengen bedenkenlos sein kann, könnte in größeren Mengen schädlich bis tödlich wirken.
 
- Auch bei Pferden gibts eine Art "Jo-Jo-Effekt".
Reduziert man die Nährstoffzufuhr zu brachial, schaltet der Stoffwechsel auf Sparflamme.
Das bedeutet, dass bei zu wenig Energiezufuhr der Körper versucht, seine Form zu behalten, wenig an Körperfett abbaut und regelrecht explodiert, sobald etwas mehr Kalorien aufgenommen werden. Zudem kommen  Mineralhaushalt  und Stoffwechsel ziemlich durcheinander und viele essentiel wichtigen Stoffe stehen nur noch in ungenügenden Mengen dem Körper zur Verfügung. Immunsystem ade........und auch psychische Ausgeglichenheit. Metabolisches Syndrom - Hallo!!
 
- Zum Abspecken BEWEGEN ist ebenfalls ein wichtiger Faktor für gesundes Abnehmen.
Ausgedehnte Ausritte in zügigem Schritt mit kurzen Trabreprisen verbrennen gut Kalorien, ohne die ohnehin wegen Übergewichtes überbelasteten Gelenke und Sehnen weiter zu stark zu belasten.
 
Um gesund abzuspecken empfiehlt Margot Berger im ABC der Pferdefütterung:
Keine Mahlzeit ausfallen lassen, da das Magen und Darm nicht verkraften
Von FrissDieHälfte rät sie ab.
Weiter soll man nicht am Rauhfutter sparen
Sinnvoll ist es, die Energeizufuhr auf 70% des Erhaltungsbedarfes zu reduzieren und zur Stillung des Kaubedürfnisses,  "Pferdediätsnacks", wie Birkenästen zum Beknabbern und frisches Haselnuß-, Weiden- oder Birkenlaub anzubieten.
 
Mit dem vernünftigen Einsatz von Heunetzen und Freßkörben bei Fütterung ad libidum in Offenstallhaltung ist das gut machbar. Die Pferde gewöhnen sich erstaunlich schnell daran und lernen, wie sie durch das kleine Loch im Boden des Fresskorbes Heu-und Grashalme ziehen können.
So haben sie die Möglichkeit ihrem Freßzwang ausgiebig nachzukommen, können auf gesunde Art-und Weise auf 24 Stunden verteilt den Anforderungen ihrer pferdetypischen Verdauungsfunktionen nachkommen und erwischen damit nicht die großen Mengen, die sie ohne Freßkorb in sich hineinstopfen können.
Allerdings checken sie auch genau, dass sie sich innerhalb kurzer Zeit ohne Fresskorb wieder die Mengen nachholen und rauffressen können, die sie mit der Fressbremse nicht erwischen konnten.
Bedenkt man, dass zB ausschließlich in Boxenhaltung gehaltene Pferde es schaffen, sich bei zweimal täglicher Futterreichung in insgesamt 4-6Stunden Freßzeit die Menge einzuverleiben, die sie für den Erhaltungsbedarf brauchen, wird klar, dass eine ausgiebige Mahlzeit am Tag von vielleicht 2-3 Stunden ohne Freßkorb unter angenehmen Wetterbedingungen, den Reduzierungserfolg der Zeit mit Freßkorb wieder zunichte machen kann.
Aus diesem Grund muß genau überlegt und die Tragezeit des Freßkorbes der jeweiligen Situation angepasst werden.
  
(Quellen: Margot Berger, Das ABC der Pferdefütterung, Kosmos; Informationen aus dem Internet; einiges, was sich aus einer Menge gelesener Fachliteratur im Laufe des Lebens in meinem Hirn festgesetzt hat und eigene Erfahrungen)
 
All das ist nur ein kleiner Bruchteil dessen, was für die lebenslange Gesundheit eines Pferdes wichtig ist.
Man sollte nicht aufhören, sich weiter zu bilden,  wie zB über Verdauungsfunktionen, Stoffwechsel, Mineralstoffbedarf, Nährstoffbedarf und Ausgewogenheit des Futters, Giftpflanzen, Erkennen von Futtermittelqualität, Krankheiten und Vermeidung von Problemen in der Pferdehaltung, Grundbedürfnisse, rassespezifische Unterschiede usw.
 
Zu kompliziert und zu aufwändig????????????????????????????
 
Ich finde es hochinteressant!