Gnadenbrot: Was bedeutet das??????

Meine persönliche Definition:

Der Mensch lässt dem Pferd die Gnade zuteil werden, ihm trotz fehlender Fähigkeit, erwünschte Leistung für den Menschen zu erbringen, weiterhin am Leben erhalten zu werden.


Inhalt:
Warum diese Seite?
Infolinks
In Erinnerung an vier getötete Pferde
Erzählung: Campari in Rente
Das Wie: Möglichkeiten(Am Ende des Gnadenbrotes ...steht das Ende des Lebens)
WANN ist es soweit????..meine Entscheidung


























Diese Seite möchte ich den Pferden widmen, die aus menschlicher Sicht "ausgedient" haben.

Pferde, die auf Grund von Krankheiten, Verletzungen, aus Altersgründen, oder auch durch menschenhand krank gemacht, nicht mehr in der Lage sind, ihren Sinn und Zweck zu erfüllen, nicht mehr die Leistungen bringen können, die der Mensch an sie stellt und wofür er sie irgendwann einmal "angeschafft" hat.

Dieses Thema betrifft jeden Pferdehalter. Egal, ob er sich gerade einen quietschfidelen Jungspund zugelegt, oder schon einige Jahre mit seinem "Freund" und Freizeitpartner Pferd verbracht und voraussichtlich noch viele glückliche Jahre mit ihm vor sich hat.
Jedes Pferd wird eines Tages alt werden und wie schnell ist ein Unfall passiert
- auf dem Ausritt oder auch auf der Weide - der von einem auf den anderen Tag bedeuten kann: Das Pferd ist nicht mehr leistungsfähig.
Für den Menschen bedeutet das: Entscheidungen zu treffen.
Möchte man sein sauer verdientes Geld weiterhin in ein Pferd stecken, das nur noch Arbeit macht, aber dafür keine Leistung mehr zurückgeben kann?
Noch dazu wird ein Pferd, das von Alterszipperlein geplagt, chronisch krank geworden ist oder andere bleibende Schäden erlitten hat, in der Zukunft höchstwahrscheinlich noch mehr Geld verschlingen, als es das in seinen besten Zeiten getan hat.









































Ich habe in den letzten 34 Jahren viele Pferde kommen und gehen gesehen.

- Z.B. einen Warmblutwallach bester Abstammung, unter 10 Jahren, gekauft für ein talentiertes, Tunier ambitioniertes Töchterlein. Auf Grund einer aus der Fohlenzeit stammenden Verletzung, war er nicht in der Lage, die von der FN geforderten Bewegungsmuster unter dem Reiter zu zeigen, die seiner Reiterin Platzierungen auf Dressurprüfungen einbringen hätten können. Er wurde kurzerhand zum Schlachter gefahren.

- Z.B. einen blonden Kleinpferdewallach, der bis zu seinem 23.en Lebensjahr seine Familie nie im Stich ließ und geduldig die ersten Reitversuche der Familienmitglieder über sich hatte ergehen lassen. Nie brachte er dabei jemanden erntshaft in Gefahr. Stets treu und zuverlässig leistete er seinen Dienst und trug seine  Menschen unzählige, wundervolle Stunden auf seinem Rücken durch die Natur. Doch als er alt geworden immer magerer wurde, versäumte man die Ursache dafür zu suchen, zu finden und abzustellen.
So musste er schließlich, auf seine alten Tage verschenkt an einen neuen Besitzer, verpflanzt in fremde Umgebung, qualvoll an einer Vereiterung des Kiefers verrecken.
Da half all die Mühe des neuen Besitzers nicht mehr, denn es war zu spät.
Eine abgebrochene Zahnwurzel hatte das Kiefer schon zu sehr entzündet und die Notoperation mit liebevoller Nachsorge brachte keinen Erfolg mehr.
Er wurde eingeschläfert, begleitet in seiner letzten Stunde von dem neuen Menschen an seiner Seite - nicht von den Menschen, denen er sein Leben lang seine Kraft, seinen Mut und seinen Leistungswillen geschenkt hatte.

-Z.B. einen ebenso blonden Kleinpferdewallach, der von Fohlenbeinen an, seine ersten 10 Lebensjahre lang ein zufriedenes, einigermassen pferdegerechtes Leben führte und dies seinem Menschen mit uneingeschränktem Vertrauen, ausserordentlicher Leistungsbereitschaft und 100% Gehorsam dankte.
Wie das Leben so spielte, traten Umstände ein die es erforderten, für dieses brave, nie sich widersetzende Reitpferd das er geworden war, neue Besitzer zu finden.
Letztendlich landete er in einer Reitschule, in der er auf Grund seines gutmütigen Charakters, seiner Leichtrittigkeit und seines uneingeschränkten Kooperationsverhaltens gegenüber dem Menschen, von Reitanfängern kaputtgeritten wurde.
Er hatte sich bis zu seinem letzten Tag, alles ohne Gegenwehr gefallen lassen.
Als er jedoch auf Grund massiver Schmerzen und Verschleißerscheinungen am Körper während einer Reitstunde samt Reiter zu Boden stürzte, sah sein neuer Besitzer in ihm nur noch eine Gefahr für die Reitschüler und das treue Tier wurde beim Schlachter entsorgt...........obwohl ihm seine frühere Besitzerin jederzeit das Gnadenbrot gegeben hätte. Sie wurde darüber nicht informiert, obwohl sie bei der Abgabe damals ausdrücklich das Vorkaufsrecht vereinbart und zugesichert bekommen hatte, falls man ihn nicht mehr brauchen konnte. Er wurde keine 20 Jahre alt.

- Z.B. eine Stute die sich mit 16 Jahren sichtbar selbst aufgegeben hatte.
Sie war mit 5 Jahren schon Stauballergikerin gewesen und hatte über die Jahre hinweg ein chronisches Lungenemphysem entwickelt. Die Stauballergie war durch eine nicht ausreichend auskurierte Erkrankung der Atemwege in jungen Jahren entstanden und verschlimmerte sich auf Grund phasenweise unzureichender Haltungsbedingungen weiter.
Trotz späteren positiven Veränderungen in der Haltung und erheblicher Fürsorge war der Prozess nicht mehr aufzuhalten gewesen.
In ihrem letzten Winter fing sie sich durch ein anderes krankes Pferd eine Lungenentzündung ein, die nicht mehr vollständig auszuheilen war.
Die früher stets dominante, souveräne Leitstute gab sich im Sommer eines Tages auf.
Sie sonderte sich immer öfters ab, ließ sich von den kleinen Pferden und Ponys sogar vom Futter verjagen und magerte dadurch zusehends mehr und mehr ab.
Die Hustenanfälle verschlimmerten sich von Woche zu Woche und schließlich entschied die Besitzerin, dem Leiden ein Ende zu setzen.
Mit einem Maul voll Gras, das sie beim entspannten Aufenthalt im Innenhof, gemeinsam mit der Besitzerin, noch rupfen durfte, bekam sie die Spritze in die Vene gesetzt und brach sofort leblos in sich zusammen.

Das waren  nur 4 real erlebte Beispiele, die sich leider tagtäglich vielerorts so ähnlich abspielen.

Doch.................was könnte man anders oder vor allem besser machen, wenn man ein Pferd nicht mehr "ge-brauchen" kann und es nicht mehr rundum gesund und fit, sondern erheblich eingeschränkt ist ?

In diesem Zusammenhang gibt es viele Faktoren, die man beachten und zum Wohl der Tiere umsetzen kann.
In erster Linie sind die Haltungsbedingungen ausschlaggebend für die Lebensqualität des Pferdes, das das Gnadenbrot erhält. siehe hierzu auch: Gesundheit
Es atuchen viel Fragen auf, für die man Antworten sucht - doch letztendlich bleibt die Verantwortung für das WIE , Was und WANN stets bei demjenigen, der sich einmal dafür entschieden hat, ein Pferd sein eigen nennen zu wollen und es unter seine Obhut genommen hat.

Im Folgenden werde ich mich diesbezüglich nach und nach mit einzelnen Details auseinandersetzen.
Vorab verschiedene Informationstipps aus dem Internet:


http://www.pferde-tierarzt.de/Interessantes/Das_alte_Pferd/das_alte_pferd.html
http://www.hof-hohlenfels.de/html/gnadenbrotpferde.html
http://www.dhd24.com/magazin/tierwelt/pferdewelt/rund-um-das-pferd/gnadenbrotpferde-20070713
http://www.landestierschutzverband-bw.de/html/pferdsti.htm
http://www.bs-muensingen.de/9gnadenbrot.htm























Am Ende des Gnadenbrotes.............steht das Ende des Lebens.

Weil ich hautnah erlebt habe, wie Pferde teilweise lebensfroh und gesund gelebt haben.....andere Pferde durch plötzliche Ereignisse aus dem Leben gerissen wurden, wieder andere an kurzen aber unheilbaren Krankheiten litten und unmittelbar erlöst werden mussten......aber auch, wie Pferde einen langen Leidensprozess durchlebten, dem irgendwann durch Menschenhand ein Ende gesetzt wurde, habe ich mir viele Gedanken darüber gemacht, WANN ist es soweit, dass ich Leiden beenden sollte - und WIE soll es geschehen?
Jeder von uns muss sich wahrscheinlich über kurz oder lang mit dieser Frage beschäftigen, wenn er vor hat, seinem Pferd bis zum Ende beizustehen - und jeder muss diese Entscheidungen ganz alleine für sich treffen und verantworten.

Für das Wie gibt es verschiedene Möglichkeiten:

- Man verkauft das Pferd an den Schlachter und läßt es abholen. So bekommt man sogar noch eine kleine Summe ausbezahlt, sofern das Pferd schlachtfähig ist. Für mich nicht in Frage kommend, weil ich meinen treuen Wegbegleiter in seinem letzten Moment und dem Weg bis dahin nie alleine lassen könnte.

- Das Pferd bis in den Schlachthof zum Bolzenschuß begleiten.......könnte ich auch nicht.

- Bolzenschuß am Hof. Dabei wird mittels  Bolzenschusses das Pferd betäubt und danach mit einem Messer die Schlagadern in der Brust durchtrennt, so dass das Tier innerhalb kürzester Zeit verblutet und das Herz stehenbleibt.
Meiner Ansicht nach eine saubere, vertretbare Sache, wenn der Bolzen die richtige Stelle im Gehirn trifft.

- Einschläfern
http://www.pferde-schutz.de/eutha.html
- Eutha 77
Bei Pferden kann es dabei zu sogenannten Exzitationen kommen, deshalb wird meist zuvor sediert.
- T61
Was ich inzwischen über dieses Mittel gelesen habe, schließt für mich die Anwendung dessen bei meinem Pferd aus.

Meine Stute wurde vor 14 eingeschläfert. Damals hatte ich den Tierarzt meines Vertrauens darum gebeten, ihr am Hof, nebenbei, beim Grasen, die tödliche Spritze zu setzen. Er erklärte mir, er werde ihr ein Mittel verabreichen, eine überdosierte Droge, die bewirken werde, dass das Pferd innerhalb eines Augenblickes sofort tot sein würde und schon nicht mehr am Leben sein wird, wenn sie am Boden landet.
Er sagte, sobald er abgedrückt hätte und "weg" rufe, müsse ich sofort das Halfter loslassen und zur Seite springen.
Ich weiß bis heute nicht, was genau er spritzte. Aber es lief genauso ab, wie er gesagt hatte.
Mein Weibi hat keine Zuckungen oder sonstiges mehr gehabt und war wirklich sofort leblos zusammengebrochen. Ich blieb noch eine Weile neben ihr sitzen, um sicher zu gehen, dass sie wirklich tot war.........sie war es.....
Diesen Tod würde ich meinem Pferd, das, so wie es momentan aussieht, keine lange Lebenszeit mehr vor sich hat, auch wünschen.
Ich werde mich bei dem TA von damals erkundigen, was er verwendete.

Weitere Infos:
http://www.tipps-zum-pferd.de/auch-pferde-m%FCssen-sterben-einschl%E4fern-oder-per-bolzenschuss-schlachten_tipp_170.html
http://www.tierschutz-tvt.de/merkblatt90.pdf
http://www.pferde-euthanasie.de/

Für das Ende meines jetzigen Pferdes werde ich mehrere Tierärzte zu Rate ziehen und mich auch bei Metzgern erkundigen, die per Bolzenschuß am Hof töten. Je nachdem, wobei ich dann das Gefühl haben werde, dass dieser Mensch meinem geliebten, treuen Freund ein würdiges, sanftes Ende ohne Todeskampf und Leiden bieten kann, den werde ich wählen. Wahrscheinlich wird es Eutha77 werden.























 

 

 

 

 


WANN ist es soweit????..meine Entscheidung

Im Moment mag mein Pferd noch an der Hand spazierengehen, macht motiviert beim Clickern mit, lebt in einer Pferdegruppe im Offenstall mit Auslaufhaltung und kann sich noch an 3.Position von im Moment 5 Pferden halten, obwohl er irreparable Schäden an den Beinen und wenig Fleisch auf den Rippen hat und sehr viel koppt.
Noch kämpft er erfolgreich um den Futterplatz an der Raufe und schafft es einen Neuzugang und die Stute zu vertreiben, wenn er ohne bedrängt zu werden, fressen will.
In den trockenen Ruheraum jedoch traut er sich selten. Er hat oft genug die Erfahrung gemacht, dass er in einem geschlossenen Raum mit nur einem Eingang, keine Chance hat, auf seinen kranken Beinen, ohne sich selbst dabei Schmerzen zuzufügen, schnell genug auszuweichen, wenn die Ranghohen ihn verteiben.

Also bleibt er bei Wind und Wetter draußen, was ihn viel Kraft kostet. Das Vertrieben werden beim Fressen und verteidigen des Futterplatzes, wenn er an der Reihe ist, bedeutet für ihn Streß, der wiederum bei ihm Koliken auslösen kann. Bei Streß koppt er vermehrt, was die Kolikneigung verstärkt. Er ist erst 11 Jahre alt......er war schon mit knapp 4 Jahren in einem krankhaften Zustand gewesen, der sicher seine Ursachen hatte.

Meiner Meinung nach: Menschliches Versagen!

Trotzdem hat er noch einige gute Jahre erleben können und sich zeitweise sehr gut erholt, je nachdem, wie sich die äußeren Bedingungen auf ihn auswirkten. Er hat mir gezeigt, was wichtig ist und was möglich ist und das war mehr als ich je hätte aus Büchern lernen können oder für möglich gehalten hätte.
Doch ich will ihn nicht unnötig leiden lassen und muss mich damit auseinandersetzen, WANN der richtige Moment gekommen ist, ihn gehen zu lassen und ihn zu erlösen.

Bei meiner Stute hatte ich eines Tages auf Grund meiner Beobachtungen das Gefühl, dass sie den Überlebenswillen aufgegeben hatte. Obwohl sie ihr Leben lang eine souveräne, dominante Leitstute gewesen war, sonderte sie sich eines Tages ab, die chronischen Hustenanfälle quälten sie und sie hörte auf, ihr Futter und ihren Platz in der Gruppe zu beanspruchen.

Obwohl immer genügend Plätze und Futtermengen vorhanden waren, ließ sie oft ihren Heuhaufen stehen. Sie versuchte nicht einmal mehr den Insekten zu entkommen, um im Unterstand Schutz zu finden, weil dort die anderen Pferde standen. Vor allem wich sie inzwischen dem kleinen Pony aus, wenn es auf sie zukam. Es fing an, ihr zu drohen und innerhalb von ein paar Tagen verlor sie sichtbar an Gewicht. Für mich war das zu viel Leiden, dem ich nicht mehr zusehen wollte.

Ich bestellte den Tierarzt. Bevor er kam, ging ich mit ihr in den Innenhof und ließ sie an ihren Lieblingsstellen, an Halfter und Führstrick grasen, dort wo die saftigsten Büschel standen. Ich redete mit ihr, bedankte mich für die wundervolle, gemeinsame Zeit und alles das, was sie mir beigebracht hat und kraulte sie an den Stellen, an denen sie es am meisten genoss. Ich wundere mich heute noch, wie ruhig ich selbst bleiben konnte. Ich wollte sie nicht durch meine eigene Trauer zusätzlich belasten. Mit einem Maul voll Gras durfte sie tot umfallen.

Heute würde ich nicht mehr tagelang warten. Ein Tag dieses Leidens, wenn sich ein Pferd aufgegeben hat, ist in meinen Augen genug, wenn man weiß, dass man nicht mehr auf Besserung hoffen kann, weil die Schäden zu weit fortgeschritten sind und man die Bedingungen nicht ändern kann.

Der Stall in dem sie eingestellt war, wurde liebevoll, nach besten Wissen und Gewissen geführt und stellte für die gesunden Pferde durchaus akzeptable Lebensumstände dar. Im Sommer konnten sie draußen leben, mit Wetterschutz, Bach in der Koppel und ausreichend Rauhfutter. Im Winter lebten sie tagsüber draußen, Nachts konnten sie trocken, kühl, in gutem Stallklima auf dicker, sauberer Stroheinstreu fressen und ruhen. Immer zusammen mit denselben, jahrelangen Pferdekameraden.

Doch im Sommer standen leider zu wenige Weiden zur Verfügung, so dass die Koppeln bis auf die Erde abgefressen waren und die Pferde zwar genug gemähtes Gras, abwechselnd mit Heu bekamen.......doch der Staub, den sie beim Beknabbern der Wurzeln einatmete und das Heu, das zwar gewaschen wurde, wovon sie aber die getrockneten Resten doch noch fraß und dabei weiter Staub einatmete, verschlimmerten ihr chronisches Lungenemphysem. Dazu die Lungenentzündung vom Winter, die sie nicht mehr ganz besiegen konnte...........das war zuviel gewesen.

Mein heutiger Pferdekamerad wird gehen dürfen, wenn er zeigt, dass seine Kraft zum Überlebenskampf schwindet. Wenn er seine Position nicht mehr halten kann und als Rangletzter nur noch ums Überleben kämpfen müsste. Ich möchte es ihm nicht zumuten, ums Futter kämpfen zu müssen und erst zum Fressen zu kommen, derweil die anderen sich bei Wind und Wetter im geschützten Bereich aufhalten und erholen können, oder sich spielerisch die Zeit vertreiben,.
Seine Beine sind krank und ich will keine leidensverlängernden Maßnahmen ergreifen, wie z.B. dauerhat Schmerzmittel verabreichen.
Ich möchte ihm kein längeres Leiden zumuten, wie es ein Pferd in freier Wildbahn erlebt, bevor es den Raubtieren zum Opfer fällt.

Seine letzten Tage sollen ihm nicht weh tun und Angst machen, sondern er soll seinen letzten Tag noch in einem Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit erleben dürfen.....und dann in Ruhe, in einem schönen Moment, sterben dürfen.

Ich hoffe, ich kann ihm das ermöglichen!




















Anhand einiger Erzählungen über einzelne Pferdeschicksale möchte ich aufzeigen, wie es manchen Rentenpferden ergeht. Es sind erfundene Geschichten, die sich jedoch meiner Erfahrung nach, so und ähnlich real abspielen.

Nehmen wir einmal das Beispiel eines ehemaligen Turnierpferdes.

( Alle Turnierreiter, die sich selbst um ihre ausrangierten Sportkameraden kümmern, bis zum letzten Atemzug, und ihnen bis dahin ein wirklich pferdegerechtes Rentendasein ermöglichen, sind im Folgenden nicht gemeint!!!!)

Auf Grund von massiven Verschleißerscheinungen, die auch mit Schmerzmitteln nicht mehr soweit zu kaschieren sind, dass das Pferd Platzierungen erspringen oder erlaufen könnte, nimmt der Besitzer es aus dem Sport. Er hat mehrere erfolgreiche Jahre mit dem Pferd erlebt und hängt ja auch mit dem Herzen dran. Deshalb entscheidet er sich, den treuen Kameraden nicht zum Metzger zu bringen, sondern schickt es in „Rente“. Doch wohin damit? Im teuren Turnierstall steht das Pferd im Weg und nur nutzlos herum. Außerdem soll es nicht nur in der Box stehen, sondern auch etwas Bewegung haben. Schließlich braucht der Besitzer seine Zeit nun für das Training und den Aufbau des leistungsfähigen Nachfolgers vom alten Haudegen. Er kann „beim besten Willen“ nicht noch zusätzlich die Zeit aufbringen, mit dem Rentner Gassi zu gehen und ihn dem eingeschränkten körperlichen Fähigkeiten entsprechend, ausreichend bewegen.

Na, dann schalten wir mal eine Anzeige:

„Ehemaliges Turnierpferd, 16 Jahre, vielfach platziert bis Springen Klasse S, sucht pferdegerechten Beistellplatz bei netten Menschen. Bedingt einsatzfähig für Freizeitreiter. Schmiede-und Verlade fromm, kinderfreundlich.“ Günstig abzugeben.

oder:

„Schweren Herzens trenne ich mich von meinem Kameraden, Hannoveranerwallach, 17 Jahre, und wünsche mir für ihn, dass er seinen Lebensabend bei Pferdefreunden verbringen darf, die er sicher noch gerne auf gemütlichen Spaziergängen durch die Natur tragen wird.“

oder:

„Leider kann ich meinem treuen, ehemals erfolgreichen Springer nicht den Lebensabend bieten, den er verdient hat. Er sollte nun, mit seinen 15 Jahren auf einer Weide mit anderen Pferden die Rente genießen dürfen, was wir ihm bei uns Zuhause im Turnierstall, leider auf Grund der Rahmenbedingungen, nicht ermöglichen können. Platz vor Preis.“

Eine dieser Anzeigen liest ein Pferdefreund, der sowieso auf der Suche nach einem günstigen Pferd ist. Da er selbst nicht unbedingt die beste Reitausbildung genossen und sowieso nicht mehr vor hat, als auf dem Pferd, „ zigarettenmarkengleich“ durch die Prärie zu zockeln, denkt er sich:

„Der ist genau richtig für mich. Der ist bestimmt super ausgebildet, kann sowieso nicht mehr schneller, wenn er schon älter ist und leicht gebrechlich wird, und beim Nachbarsbauern ist gerade eine Box frei. Mit täglichem Weidegang, zusammen mit den 7 anderen Einstellpferden. So ein Pferd kann ja schließlich bis zu 30 Jahre alt werden. Der ist sicher ein Schnäppchen und wird es bei mir gut haben.“

Bei der Besichtigung zeigt der alte Crack nochmal alles was er kann, (schließlich wirkt das momentan noch verabreichte Metacam), und unter dem potentiell neuen Besitzer zeigt er sich gehorsam, wie eine Maschine. Schnell wird man sich einig und das Pferd wechselt seinen Besitzer. Der Alte ist froh, einen Menschen gefunden zu haben, der ihm dieses Pferd zu einem annehmbaren Preis abnimmt.....und damit auch die weitere Verantwortung für das Tier, das er „verbraucht“ hat.

Der neue Besitzer freut sich, zu einem so günstigen Preis ein sooo tolles, ausdrucksstarkes, gut gerittenes Pferd erstanden zu haben. Noch dazu kann er ein „gutes Werk“ tun, weil man ja weiß, dass solch armen Pferde oft einfach beim Schlachter landen. Er fühlt sich als Helfer in der Not und freut sich auf die kommende gemeinsame Zeit mit dem „Schnäppchenkauf“.

Natürlich wird der neue Besitzer korrekterweise darüber informiert, dass der Hoppel Arthrose hat, nicht mehr springen soll und eben nur noch eingeschränkt leistungsfähig ist. Aber das bisschen „Freizeitreiten“ schafft er bestimmt auch ohne teure Medikamente.

Brav trottet das Pferd, das nicht weiß, was nun geschieht, in den Hänger. Das kennt es von den Ausflügen zu den Turnieren und man hat ihm beigebracht, sich zu fügen.

Im neuen Hof bezieht er seine neue Box, sein neues Lebensumfeld, lernt seine neuen Kameraden kennen und auch seinen neuen Menschen........der sich am kommenden Wochenende das Gelände rund um den Hof – den Himmel auf Erden – auf dem Rücken dieses Pferdes, ansehen will. Doch.......weiter als bis zur ersten Weggabelung, gleich hinterm Hof, außerhalb Sichtweite der anderen Pferde, kommt er nicht. Der Bock rammt die Hufe in den Boden und weigert sich, auch nur einen einzigen Schritt vorwärts zu gehen. Sporenpieksen und Gertennachhilfe bewirken, dass der Gaul anstatt vorwärts zu schreiten, vorne in die Höhe steigt, auf dem „Absatz kehrt“ macht und samt neuem Besitzer, aber leider nicht „Herrn und Meister“ auf dem Pferderücken, zurück in den Hof prescht. Dort parkt er mit einer blitzschnellen 180° Drehung vor der Koppel ein, was seinen Reiter fast aus dem Sattel schleudert. Nur knapp kann dieser sich gerade noch am „Maria-hilf-riemchen“ festhalten, um zu verhindern, den Kopf in den angrenzenden Misthaufen zu stecken, oder gar eine Ganzkörperpackung verfaulten Pferdedungs ab zu bekommen.

(Mir ist danach, diesem Pferd den Namen „Campari“ zu geben.)

So steht Campari also nun aufgeregt auf seinen 4 Beinen. Zwei davon, nämlich das spaterkrankte, linke Hinterbein, und das rechte Vorderbein mit den massiv ausgeprägten Hufknorpelverknöcherungen, schmerzen ihn. Die Galoppsprünge über die harte Teerstraße als er durch ging, und der abrupte Stopp mit der Drehung vor der Koppel, verursachten starke Prellungen im Sprunggelenk und in den Hufen. Mit sehnsüchtigem Blick auf seine neuen Pferdekameraden, die eigentlich bisher gar nicht freundlich zu ihm waren, spürt der Wallach plötzlich Entlastung seines Rückens......und danach ein Reißen im Maul, zwei..drei Gertenhiebe am Leib und einen weiteren Ruck in den Maulwinkeln, zusammen mit schmerzhaftem Druck des Gebisses auf die Unterkiefer.

Sein neuer Besitzer.....nennen wir ihn „Kurt“, brüllt ihn wütend ,lauthals an:

„Du undankbarer, blöder Gaul!!! Was sollte das denn? Weiß Du nicht, von wem Dein Futter kommt? .....und noch einmal holt er mit der Gerte aus,zieht sie mit aller Kraft dem Campari übers Fell und setzt noch einen drauf, indem er die Zügel ein weiteres mal in seiner Faust blitzschnell nach unten schnellen lässt.

Campari will weg, geht anstatt dessen jedoch fast in die Knie zu Boden. Er weiß, wenn sich Menschen derart verhalten, dann setzt`s noch mehr Schmerzen, wenn man sich als Pferd widersetzt. Die Nüstern weit aufgebläht, zitternd, die Augen weit aufgerissen, so dass das Weiße des Augapfels deutlich sichtbar ist, hält er sich nun ganz still und wartet ab. Um weiteren Schmerzen zu entgehen, folgt er Kurt sofort willig nach, der sich mit den Zügeln in der Hand abgewandt und in Richtung Stall aufgemacht hat.

Der Stallbesitzer, Herbert, der die Szene beobachtet hat, läßt ein anerkennendes „ Na, dem hast Du`s aber gezeigt! Das wird der sich hoffentlich merken!“ verlauten.

In der Stallgasse öffnet Kurt mit hektischen Bewegungen den Sattelgurt und holt den Sattel mit Schwung vom Rücken des „undankbaren“ Rentners. Dabei knallen die Steigbügel, die er in der Aufregung vergessen hat hochzuziehen, unsanft gegen dessen Wirbelsäule und Beckenknochen. Beim Öffnen des Nasenriemens zieht er heftig an und klemmt dabei versehentlich, von ihm selbst unbemerkt, kurz ein Stückchen dünne Pferdehaut seitlich am Unterkiefer in die Schnalle ein, was das Pferd mit erschrockenem Hochreißen des Kopfes beantwortet. Dafür kassiert es noch schnell eine saftige Ohrfeige zur Strafe. Kopfhochreißen ist eine Widersetzlichkeit hat Kurt in der Reitschule gelernt und darf man dem Pferd nicht durchgehen lassen. Er ist der Meinung, dass sich Campari für heute den weiteren Aufenthalt auf der Koppel nicht verdient hat und stellt ihn, als weitere Sanktion in die Box. SOETWAS darf der nie wieder machen!

Die nächsten zwei Stunden, bis die anderen Pferde in den Stall getrieben werden, steht Campari  alleine mit Schmerzen in den Beinen,von den heftigen Bewegungen, die seine Beine überbelastet haben - im und am Maul, durch das Reißen an den Zügeln und Einklemmen der Haut in der Schnalle - am Körper, durch die Gertenstriemen, die ihm Kurt verpasst hat - und Verspannungen im Rücken, durch die angespannte Situation und die Galoppade auf harter Straße, bei der ihm Kurt mehrmals heftig ins Kreuz geplumpst war – im Stall, in der Box, auf 3x4 Metern.

Hinlegen traut er sich noch nicht. Ihm fehlt die Sicherheit in der Gruppe der anderen Pferde und eigentlich hat er auch Hunger. Doch gefüttert wird im Stall nur morgens und abends...und bis abends dauert es eben noch. Die anderen draußen knabbern am Stroh in der Raufe und er knabbert nun in seinem neuen Zuhause am Holz der Boxenwände. Immer wieder dreht er aufgeregt eine schnelle Runde innerhalb seiner 12 Quadratmeter neuen Lebensraums, in Erwartung, dass die anderen Pferde auf sein Wiehern antworten und zu ihm in den Stall kommen werden. Bei jeder weiteren Runde schmerzt das Bein mit der Hufknorpelverknöcherung noch mehr.

Als der Stallbesitzer beginnt, das Futter zu verteilen und ihn beim Beißen ins Holz erwischt, schlägt er mit der Heugabel gegen die Boxenwand, damit Campari das unterlässt. Campari erschrickt und hört damit sofort auf, fängt dann aber an, aus lauter Vorfreude auf die kommende Mahlzeit, mit den Vorderhufen gegen die Holzplanken zu treten. Der Reiz des Futters lässt Campari den momentanen Schmerz im Vorderbein vergessen, da der Hunger, die Langeweile und die Einsamkeit gerade groß sind. Herbert stellt seit vielen Jahren Pferde ein, hat also eine Menge Erfahrung mit diesen Tieren und dabei gelernt, konsequent mit Pferden umzugehen. Deshalb bekommt der ungestüme, bettelnde Gaul sein Futter als Allerletzter.

Kurt ist inzwischen heim gefahren. Wütend, enttäuscht und verunsichert telefoniert er mit Camparis Vorbesitzer, um sich zu beschweren. Dieser erklärt ihm, das Pferd sei eben eine starke Persönlichkeit und es sei an ihm , Kurt, dem neuen Herrn des Tieres, diesem zu zeigen, wer nun der Chef sei. Der Gaul probiere seine Grenzen aus, und diese müssten von Anfang an deutlich gesetzt werden, damit er sich fügen werde.

Nach diesem Gespräch fühlt sich Kurt bestätigt. Er hat Campari nach seiner Verweigerung und dem Durchgehen deutlich den Marsch geblasen. Das war also richtig. Er nahm sich vor, dem Pferd zuliebe, das diese Grenzen brauchte, weil Pferde schließlich in einer strengen Rangordnung leben, seine Vorgehensweise konsequent weiterzuführen.

...................Fortsetzung folgt......................